22.-24.12.
Von Kampala, der Hauptstadt Ugandas, braucht der Postbus ca. sechs Stunden ins rund 350 km entfernte Gulu, das im Nordwesten Ugandas liegt. Als ich am Vortag mein Ticket gekauft habe, wurde mir eingeschärft, um 7:00 am Bus Terminal zu sein. Diese Uhrzeit ist für mich eine gewisse Herausforderung.
Fahrplanmäßig soll der Bus um 7:30 starten, aber auch um 7:45 Uhr registriere ich noch Neuankömmlinge, die sich an dem unterhalb der Windschutzscheibe improvisierten Stand erst ein Ticket kaufen müssen. Um 8:00 soll es schließlich losgehen, aber plötzlich wollen drei junge Frauen, die gerade erst eingestiegen sind, wieder aussteigen: Ihre Mutter ist nicht erschienen. Und dann geht es los – bis zur nächsten Tankstelle. Nachdem wir auch diese Station verlassen haben, fahren wir nun wirklich zügig. Gleich zu Beginn der Fahrt beten die Gläubigen im Bus unter Anleitung eines Entertainers und bitten um eine sichere Fahrt. Der Entertainer reißt darauf zur allgemeinen Erheiterung ein paar Witze und erzählt Geschichten, schließlich verkauft er ein chinesisches Wundermittel für die Haut, gegen das Altern und was weiß ich noch. Natürlich ist es an Bord sehr viel billiger als woanders, und im Doppelpack nochmal billiger. Tatsächlich kaufen einige das Mittel. Unterwegs hält der Bus ein paar Mal an. Immer wieder verkaufen fliegende Händler gegrilltes Hühnchen, Maiskolben, auch Ananas, mit denen sich viele eindecken, Wasser.
Gulu war vor rund 15 Jahren noch Bürgerkriegsgebiet. Hier hat ein mehr als obskurer Verein namens Lord’s Resistance Army (LRA) von 1986 zwei Jahrzehnte brutale Gräueltaten begangen, und die Gegend hat sich, auch wenn sie heute friedlich erscheint, wohl immer noch nicht ganz davon erholt. Wolfgang Niedecken hat darüber ein Lied geschrieben, das hier in hochdeutscher Übersetzung wiedergegeben ist: Nach Gulu. Immerhin konnte die Mehrzahl der LRA-Kämpfer resozialisiert und in die Gesellschaft integriert werden. Nicht wenige von ihnen dürften heute die bewaffneten Wachen stellen, die vor vielen Gebäuden – Banken, Wechselstuben, Hotels zu sehen sind. Selbst wenn viele der hier lebenden Acholi die Regierung nicht mögen, so sind sie doch froh, die LRA losgeworden zu sein und wieder ein nach ugandischen Maßstäben normales Leben führen zu können.
Nahe bei Gulu liegt Fort Patiko, auch Samuel Baker’s Fort genannt. Die Fahrt dorthin zieht sich wegen des schlechten Zustands der Piste in die Länge.
Die Gegend wurde zunächst von arabischen Sklavenhändlern genutzt. Später nutzten es die Briten als befestigtes Fort.
Hinweistafel vor dem Fort Patiko
Tropentauglich: Einer der Besucher des Forts Patiko am 22. Dezember 2019
Wer mag, kann hier etwas mehr über das Fort lesen: Fort Patiko.
Wenn man in Gulu, im Nordwesten Ugandas, ist, sollte man den Murchison National Park besuchen, der zu den tierreichsten Parks in Uganda gehört. Selbst jemandem wie mir, der nicht zu den größten Freunden von Flora und Fauna gehört, bietet er einen überwältigenden Einblick in die Tierwelt Afrikas.
Wir starten früh um sechs (!) Uhr, setzen unterwegs sehr viele Mitfahrer ab, die sich alle auf der Rückbank gedrängelt haben und unterwegs zu ihrer Farm sind, und biegen nach rund einer Stunde von der asphaltierten und vorbildlich von China gebauten Hauptstraße ab. Ab hier führen zehn km Piste zum Eingang des Nationalparks. Jimmy und ich müssen den Ausländerpreis bezahlen, Zelinda und Jimmys Fahrer Francis zahlen den ugandischen Eintrittspreis. Weiter geht es, und schon tauchen die ersten Antilopen auf.
Eine, die nicht sofort flüchtet
Wir sehen auch Giraffen, weiter Antilopen verschiedenster Art, kleine, dunkle, große, welche mit Hörnern, Warzenschweine und sogar einen einsamen Elefanten. Die meisten Tiere nehmen Reißaus, wenn sie unserer Gewahr werden. Ich versuche, so viele Fotos wie möglich zu schießen. Woher soll ich wissen, wie viele Tiere ich noch sehen werde – und viele von ganz nah.
Giraffe, die auf Menschen starrt
Nach rund zwei Stunden erreichen wir die luxuriöse Paraa Lodge, wo wir einen Kaffee trinken. Diese Lodge ist, wie wohl viele andere auch, eine Exklave, die so gar nicht wie Afrika ist; eher wie ein Traum von Afrika, ein Afrika, wie es ein Europäer sich vorstellt. Hier ist alles sauber, wohlgeordnet, leise, angenehm und luxuriös. Keine Ahnung, warum sich jemand so ein Resort für einen längeren Urlaub aussucht. Aber dann komme ich mit einem Bayern ins Gespräch, der seit zehn Jahren in Kampala lebt. Mit seiner Familie entflieht er hier der Hektik und dem Streß der Hauptstadt und genießt ein paar ruhige Tage. OK, das ist ein akzeptabler Grund.
So scheint es nur: Janusköpfiger Kaffernbüffel und Herde im Schlammloch
Wir mieten ein Boot, um auf dem Victoria Nile zu den Murchison-Wasserfällen zu fahren.
Bunt gefiedert. Seinen Namen habe ich mir nicht gemerkt
Noch mehr Nilpferde suchen Kühlung
Unterwegs halten wir immer wieder an, um die verschiedensten Tiere von nahem zu sehen, darunter ein Krokodil, das uns irgendwie gierig anstarrt.
Warzenschweine knien, wenn sie fressen
Eng beeinander: Elefantenherde
Schließlich sehen wir die beeindruckenden Wasserfälle, wo sich der mächtige Nil durch eine schmale, nur rund zehn Meter breite Schlucht zwängt und dabei rund 40 Meter hinabstürzt.
Welch eine Kraft: Murchison-Wasserfälle
Unser Bootsführer hat eine gut funktionierende Kühlbox an Bord. Auf dem Rückweg genießen wir ein kühles Bier, ein Nile on the Nile.
Dann besteigen wir einen Safari-Jeep, mit dem wir durch die Savanne fahren, die sich zwischen dem Victoria und dem Albert Nile erstreckt. Wir sehen noch viel mehr Tiere, und dann biegt unser Fahrer von der Piste ab und fährt quer durchs Gelände: Heute morgen hat er in dieser Gegend Löwen gesichtet. Und tatsächlich finden wir in einem Gebüsch zwei schläfrige und zum Glück satte Löwinnen, die uns müde und dennoch mißtrauisch anstarren.
Schläfrig und satt, ein Glück!
Er mochte unsere Gesellschaft nicht
Afrikanischer Adler. Er kümmert sich nicht um uns
In der Lodge gibt es noch schnell ein Chicken, und dann machen wir uns auf den Rückweg. Bald wird die Dunkelheit einsetzen. Wir schaffen es gerade so zum Gate. Der bewaffnete Posten kontrolliert, ob wir ordnungsgemäß Eintritt bezahlt haben, dann verlassen wir den Nationalpark gegen 19:00 Uhr. Müde erreichen wir nach einem erlebnisreichen Tag wieder Gulu.
Auf der Fahrt zum Fort Patiko: Nach den Regenfällen der letzten Tage sind zwei Fahrzeuge im Schlamm steckengeblieben und blockieren die Piste. Wir müssen einen Umweg nehmen
Weiß jemand, was für ein Affe das ist? 28.12.: Er ist identifiziert. Es handelt sich um einen Weißnasen-Husarenaffen. Danke, Peter!
Jackson-Antilope, ruhend
Affe auf Piste
Nilpferd sucht Kühlung
Diese Antilope weiß sich zu wehren: Wird sie gejagt, wird ihr Fleisch ungenießbar. Löwen fressen sie nur im äußersten Notfall
Gesunde Zähne
A Nile on the Nile